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Interviews & Story aus der Drummer - Szene

Ein Autodidakt bleibt cool - Uli Frost im Interview

Viele Drummer in Deutschland dürften ihn als Macher des bekannten Drum-Festivals Drums’n’Percussion Paderborn kennen. Dass Uli Frost sich aber auch als Innovator und Performer in der Szene einen Namen gemacht hat, wissen nur wenige. Im Interview gab uns der sympathische Westfale Einblicke in seine Karriere.

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DH: Du bist der Szene vor allem als Organisator von Drums’n’Percussion Paderborn (von hier ab: DnP PB; Anm. d. Red.) bekannt, bist aber auch ein erfahrener Performer. Wieso hast du das Drumming nicht zu deinem Hauptberuf gemacht?
Uli: Hauptberuflich bin ich damals nicht in die Szene eingestiegen, weil ich Autodidakt war und ein Studium nach den damaligen Hochschulkriterien nicht möglich war. Ich hatte aber einen technischen und kaufmännischen Hintergrund. Daher entschied ich mich für eine Ausbildung bei der Stadt Paderborn. Später habe ich nebenberuflich ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Trotzdem habe ich weiter Musik gemacht. 1992 nahm ich Unterricht bei Dirk Rosenbaum und Dirk Brand an der Modern Music School. Dirk Rosenbaum führte mich damals an die Sessionarbeit von Jeff Porcaro heran. Ein Interview mit Jeff in einem Drum-Magazin machte mich darauf aufmerksam, dass ich schon zig Scheiben von Jeff hatte. Die CD- und LP-Booklets hatte ich bis dato nicht studiert. Über diesen Weg bin ich nach Los Angeles gekommen. Dort habe ich 1995 meinen Mentor Joe Porcaro kennen gelernt und hatte Gigs mit Steve Lukather und Mike Porcaro. Mike und ich wurden sehr enge Freunde.

DH: Wie bist du zur Tontechnik gekommen?
Uli: 1996 habe ich von Joe das Angebot bekommen, für ein Jahr nach Los Angeles zu gehen. Aber ich hatte bereits 1995 bei Westlake Audio ProTools gesehen. Das hatte mich stutzig gemacht. Ich hatte ebenso wie Mike den Eindruck, dass Musik mit dieser Technik wie Serienbriefe produziert werden könnte, und echte Studio-Sessions zurückgehen würden. Aber Joe Porcaro sagte mir dann: „You do it as a side job – let´s try.“ So bekam ich Unterricht von Joe Porcaro, Mark Schulman, Jim Keltner und vielen mehr. Mike und ich sind zu dieser Zeit in die tontechnische Welt eingetaucht. Er nannte das „Sophisticated Hearing“. Toto nannte er übrigens entsprechend „Sophisticated Rock“. Mike Porcaro und Paul Jamieson (Drumtec von Jeff Porcaro) vernetzten mich später mit Al Schmitt (23-facher Grammy-Gewinner und Recording-Engineer bei Capitol Records). 1997 erhielt ich dann mein erstes Endorsement bei AKG und kurze Zeit danach den Deal bei Sonor. Da ich schon damals John Goods Arbeit sehr schätzte, jedoch die Verbindung zu ihm noch nicht existent war, wollte ich meiner technischen Kreativität bei einem neuen Drumset freien Lauf lassen. Die Leute bei Sonor kannten mich bereits seit 1982 und ließen mich meine technische Ader ausleben.

DH: Du warst auch an der Entwicklung des DeLite von Sonor maßgeblich beteiligt, wie muss man sich dieses Engagement vorstellen?
Uli: 1998 habe ich mit Hansi Lutter in einer Nacht- und Nebelaktion den ersten Prototyp vom dünnen Kessel mit Verstärkungsring gebaut. Manni Wetter, Bernd Frank, Gunter Sauer und Rolf Lukowicz haben mir beim Rest geholfen. Ein Teil des Sonor-Deals war, dass ich das Set selber zusammenbauen musste. Um das zu bewerkstelligen, habe ich Designer-Beschlagteile genommen. Ich musste damals alle Schrauben und Gummiteile in der Sonor-Produktion kürzen, weil die Beschlagteile noch nicht auf die dünnen Kessel ausgelegt waren. Das wurde dann die Grundlage des DeLite. Später kamen noch die Craviotto-Kessel mit Sonor-Hardware hinzu. Johnny Craviotto und ich haben uns 1999 auf der NAMM kennengelernt und liebten es neue Sachen auszuprobieren.

DH: Craviotto? War man da bei Sonor nicht überrascht?
Uli: Johnny Craviotto und ich haben uns 1999 auf der NAMM kennengelernt und liebten es neue Sachen auszuprobieren. 1997 bis 1999 war bei Sonor eine Zeit der Sorge, der Resignation und der Ungewissheit, ob man morgen noch seinen Job hat.

Drums'n'Percussion Paderborn

DH: Klingt ein bisschen wie heute.
Uli: Heute ist der Grund ein anderer und Sonor anders aufgestellt. Aber erkläre mal 1997/1998 Menschen, die seit ihrer Teenagerzeit – also seit Jahrzehnten – bei Sonor gearbeitet haben, dass auf einmal ein Konzern die Firma übernimmt, und eine globale Geschäftsprozessoptimierung plus Wissenstransfer nach Asien durchziehen will. Roman Kluczinski und Paul Hof von Sonor gaben mir damals den Produktionsschein für mein Set in die Hand und sagten: „Baue was du willst.“ Ich bin ihnen heute noch sehr dankbar dafür. Auch wenn – als der Prototyp auf der Bühne stand – mich der Manni von Bohr beim Drummermeeting Salzgitter 1998 fragte, wie ich so etwas bei Sonor durchsetzen konnte. Heute lache ich darüber, aber damals gab es viele Diskussionen.

DH: Wie entstand Drums’n’Percussion Paderborn?
Uli: Ende 1999 erhielt ich das Angebot, im Kulturamt der Stadt Paderborn zu arbeiten. Ich habe mit meinem Chef, Christoph Gockel-Böhner, damals sehr viel Kammerkonzerte und Sinfoniekonzerte organisiert. Aus heutiger Sicht die perfekte klangliche und musikalische Ergänzung für mich als Audio-Engineer. 2000 wurde es konkret und wir organisierten das erste DnP PB 2001 im HNF. Seit 2010 machen wir das in der Trägerschaft eines ehrenamtlichen Vereins und tatsächlich neben den regulären Jobs.

DH: Hast du es bereut, dass du kein professioneller Musiker geworden bist?
Uli: Was ist ein professioneller Musiker? Gregg Bissonette, Joe Porcaro, Mike Porcaro und ich hatten 1996 die gleiche Diskussion. Gregg hat eine klare Definition dazu: „Es kommt nicht darauf an, wie lange du am Tag spielst bzw. organisierst, sondern ob du mit der Musik Geld verdienst – das ist der professionelle Musiker. Gregg hat Recht. Denn ein Veranstalter muss für mich - als nebenberuflichen Drummer - genauso Beiträge an die Künstlersozialkasse abführen, wie für den Drummer, der in der KSK gemeldet ist. Es kommt also auf die Tätigkeit an und nicht auf den Zeitfaktor. Wenn nun viele Musiker wegen Corona zusätzlich andere Jobs außerhalb der Musik machen, dann muss man sich dafür nicht schämen. Auch sollte der hauptberuflich tätige Musiker diese Künstler nicht ausgrenzen. Insofern zolle ich Martin Verdonk für seine Offenheit in den sozialen Medien bezüglich seines Jobs im Supermarkt höchsten Respekt. Ich bin der Meinung, dass sich aufgrund der Krise sogar die Industrie auf diese neuen Musiker-Biographien einstellen muss. Sprich nebenberufliche Musiker. Und ich denke dabei immer an den Spruch von Bernard Purdie: „80 % Business 20 % Music“.

DH: Wie siehst du deine Zukunft in der Krise?
Uli: Ich bin froh, dass ich breit aufgestellt bin. Ich sehe diese Krise als Chance und versuche das positiv umzusetzen. Ich kann die jahrelange Rechteklärung für die Aufnahmen von DnP PB nun beenden und freue mich auf den neuen Vertrieb. Mein Studio und ich haben sich auch weiterentwickelt. So habe ich viel Freude an dem was ich tue. Für 2022 planen wir das nächste DnP PB „Live“ und noch ein Digitalfestival in 2021. Außerdem habe ich ein neues Projekt mit Elke Marleen Schumacher, bei dem ich unter anderem als Drummer und Komponist, ebenfalls meinen Spaß habe.

DH: Du bist 2020 selbst live bei DnP PB aufgetreten. Wie kam es dazu?
Uli: Ich bin immer aktiver Drummer gewesen. Ich habe mich zu Gunsten der Position als Initiator und Organisator von DnP PB jahrelang zurückgehalten. Aber die Phase zwischen der neuen digitalen Ausgabe von DnP PB und DnP PB „Live“ inmitten des Lockdowns wollte ich verarbeiten und musikalisch umsetzen. So haben Ian Paice und ich einfach losgelegt. Dirk Brand und Zacky kamen mit Frank Itt dazu.

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DH: Wie habt ihr das Festival gemeistert und was kannst du Veranstaltern raten, die ihre Festivals und Workshops ebenfalls digitalisieren wollen?
Uli: Die Digitalisierung ist kein Ersatz! Wenn man eine solche Digitalisierung durchziehen will, sollte man sich mit Urheberrechten auskennen. Denn auch die digitale Kultur hat ihren Wert und wir müssen uns alle darauf einstellen, dass im Internet bald nichts mehr „for free“ ist. Zudem sollte man sich mit der Technik auskennen. Kurzum: Als uns Ende Februar 2020 bewusst wurde, dass wir Pfingsten 2020 keine Liveveranstaltung machen können, haben wir sofort ein Digitalfestival zusätzlich ins Leben gerufen und durchgezogen. Wir haben Gott sei dank genug unveröffentlichtes Filmmaterial und konnten einen Bruchteil von diesem Material zu Pfingsten 2020 zeigen. Die gesamte Vorproduktion – bis auf die Moderation - haben wir in meinem Studio vorbereitet. Wegen der sicheren Glasfaserleitung sind wir dann in anderes Studio gegangen. Mittlerweile habe ich einen Glasfaserkabelanschluss und das nächste Digitalfestival werden wir von meinem Studio und dem HNF in 2021 senden.

DH: Warum hattet ihr das nicht gleich ins Netz gestellt?
Uli: Diese Inhalte sind eine Arbeits- und Dienstleistung. Aber wenn ich eine Aufnahme einfach ins Netz stelle, generiere ich keinen nachhaltigen Ertrag. Ohne die „Umsonst-Kultur“ im Internet würden viele Musiker - trotz Corona-Zeit - keine Sorgen haben müssen. Doch die monatliche Flaterate an die Streamingdienste kommt bei den Schaffenden nicht an. Maximal rund fünf Hundertstel Eurocent pro Stream. Also Krümel von einem Kupfer-Euro-Cent. Wir reden über die Zukunft eines Berufsstandes und der nachfolgenden Wertschöpfungskette. Wir müssen die Diskussion führen, ob es noch sozialverträglich ist, dass Musik, Arbeitsleistung und Wissen des anderen „for free“ ins Netz gestellt wird. Dein Magazin kostet auch Geld und du möchtest auch deinen Lohn am Ende des Monats haben. Daher haben wir beim Digitalfestival alle Künstler mit einer Gage bezahlt. Dementsprechend war der Zugang auch nicht kostenlos. Das alles hat auch im digitalen Zeitalter einen Wert.

DH: Wie ging es dann mit DnP PB „Live“ weiter?
Uli: Ohne meinen beruflichen bzw. rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Hintergrund hätte ich die Live-Veranstaltung nicht gewagt. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Bescheide von Behörden, die du heute in der Hand hast, morgen nichts mehr wert sein können, weil es härter und härter wird, und die Bestimmungen angepasst werden. Aber ich wollte nicht einsehen, dass „nichts“ geht. Da standen Techniker, Künstler, Hoteliers - Existenzen auf dem Spiel! Außerdem wäre es ein fatales Zeichen gewesen, wenn wir es selbst aus einem Computermuseum heraus plus der bestehenden öffentlichen Förderung nicht geschafft hätten. Wir haben durch unseren Partner – Heinz Nixdorf MuseumsForum – das weltgrößte Computermuseum als Veranstaltungsort zur verfügung. Zudem sind wir ein Team, das den Willen hat, auch Pionierarbeit zu leisten. Das bedeutete den kommenden Coronaschutzverordnungen immer einen Schritt voraus zu sein. Das ist Wahnsinn! Aber ein gutes Team hat Kontakte und auch Musiker sitzen in der Virusforschung. Während ich mir sonst Gedanken über Drumsound, Felle, Mikrofone, MicPreamps, ProTools, Video etc. gemacht hätte, habe ich diesen Part tatsächlich „on the fly“ organisiert und wir alle haben uns mit Unterstützung vieler nachhaltiger Informationsquellen auf die neue Situation eingestellt. Das Ganze im Ehrenamt. Aber auch die Kunden und Sponsoren haben voll mitgezogen. Dafür möchte ich an dieser Stelle allen Beteiligten und Kunden herzlichen Dank sagen!

DH: Was sind deine Hoffnungen und Prognosen für das Jahr 2021?
Uli: Ich hoffe gesund zu bleiben und weiter als Engineer, Produzent, Workshopdozent und Drummer tätig sein zu können. Aber solange wir nicht alle geimpft sind, werden wir leider nur wenige Live-Veranstaltungen erleben können.

Interview: Florian Schmithüsen

Fotos: Reinhart Hardte

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