Interview mit Taylor Hawkins: Der Natur auf der Spur
Beim Interviewtermin zu „Concrete and Gold“, dem neuen Album der Foo Fighters, ist Taylor Hawkins gesundheitlich leicht angeschlagen. Jetlag, verspätete Flüge und eine Festivalshow am Vorabend – fordern ihren Tribut. Dennoch blüht der Schlagzeuger auf beim Gespräch über Pop-Produzenten, winterliche Musik-Tipps und Sir Paul McCartney.

H!!: Taylor, auf eurem neuen Album „Concrete and Gold“ übernahm bei einem Song ein Beatle den Drumpart. Wie fühlt es sich an, den Platz für Sir Paul McCartney zu räumen?
Taylor Hawkins: Ich spiele seit 1994 beruflich Schlagzeug. Seitdem sind viele Sachen passiert, die meine wildesten Träume übertroffen haben. Es fing damit an, dass ich mit der Sängerin Sass Jordan nach Europa gegangen bin und in der Vorband von Aerosmith gespielt habe. Und plötzlich finde ich mich im Wembley-Stadion wieder und spiele mit Jimmy Page und John Paul Jones. Ich habe viele solcher unglaublichen Erfahrungen gemacht. Aber dieses Erlebnis stellt alles in den Schatten. In meinen Augen gibt es nichts Wichtigeres und Größeres als die Beatles, was den Rock‘n’Roll betrifft. Natürlich gab es davor Elvis Presley, aber ich muss ehrlich sein: Ich höre mir Elvis nicht an. Die Beatles waren der Anfang meiner musikalischen Ausbildung. Die ersten Alben, die ich jemals besessen und geliebt habe, waren das blaue und das rote Greatest-Hits-Album.
Wie kam diese Zusammenarbeit überhaupt zustande?
Dave ist gut mit Paul befreundet; sie gehen oft essen, wenn Paul in der Stadt ist. Über Dave kennen wir ihn alle ein bisschen. Die Foo Fighters haben diesen erweiterten Familienkreis aus Musikern, die uns beeinflusst haben und mit denen wir befreundet sind. Paul ist inzwischen zu einem Mitglied dieser Familie geworden, genau wie Stewart Copeland, Brian May oder Roger Taylor. Dave hatte die Idee, dass ich den Song „Sunday Rain“ singe. Ich sagte: „Okay, dann spielst du Schlagzeug“, wie wir das immer machen, wenn ich den Gesang übernehme. Er meinte: „Wie wäre es, wenn Paul McCartney das macht?“. Yeah! Jeder Beatles-Nerd weiß, dass Paul sein erstes Solo-Album selbst eingetrommelt hat und sogar auf einigen Beatles-Tracks Schlagzeug spielt, zum Beispiel auf „Back in the USSR“ oder „The Ballad of John and Yoko“. Er kam also ins Studio, und Dave spielte ihm auf der Akustikgitarre das Lied vor. Auf der Hälfte unterbrach ihn Paul und sagte: „Warum spielen wir es nicht einfach?“ Also sind wir in den Aufnahmeraum gegangen, und ich habe ihm mit einem Drumstick angezeigt, wann er Refrain oder Strophe zu spielen hatte. Der erste Take war zwölf Minuten lang. Wir haben dann noch einen gemacht, aber letztendlich hauptsächlich die erste Aufnahme verwendet.
Natürlich spielt ihr „Sunday Rain“ auch live, wobei du gleichzeitig singst und trommelst. Hattest du besondere Schwierigkeiten dabei, Paul McCartneys Schlagzeugspiel nachzuahmen?
Ich finde, dass ich mehr nach Don Henley von den Eagles als nach Paul McCartney klinge, wenn ich den Song spiele. Ich liebe Don Henleys Drumming, „Take it to the Limit“ hat
einen unglaublichen Drumpart. „Sunday Rain“ hat einen fast Reggae-artigen Groove, ähnlich wie „Hotel California“. Paul hat den Song auf einzigartige Art und Weise getrommelt, die ich nicht nachahmen kann.
Wenn man die Albumversion hört, weiß man sofort, dass das auf keinen Fall Dave oder du gewesen sein können.
No fucking way! Diese Jungs haben ihren eigenen Beat geschaffen, dieses „Sixties English Drumming“. Diese seltsame laid-back Snare, dieses In-between-Feel. Ringo swingt, ohne zu swingen. Daher muss ich den Groove live auch etwas abändern, weil er sich sonst für mich nicht natürlich anfühlt. Das Gleiche gilt übrigens auch für Foo-Fighters-Songs wie „Monkey Wrench“ oder „Everlong“. Diese Lieder hat Dave eingetrommelt, bevor ich in der Band war. Ich kann dabei nur versuchen zu klingen wie Dave. Aber an einem bestimmten Punkt muss ich einfach sagen: „Ich muss das so spielen, wie ich es spielen würde.“ So geht es wahrscheinlich jedem Schlagzeuger.
Schlagzeuggroove Taylor Hawkins (Foo Fighters)

Den vollständigen und viele weitere spannende Artikel findet ihr in der DrumHeads!!-Ausgabe 1/18.
Tags: Taylor Hawkins